Reaktionen und Kommentare |
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Der expressionistische Schriftsteller Alfred Wolfenstein begrüßt die scharfe und scharfsichtige Entblößung des - nicht einmal mehr tragischen Drückebergertums des jetzigen Bürger-Ichs -, aber mehr noch den Versuch, in Richtung einer neuen, nicht -bürgerlichen Wirklichkeitsform vorzustoßen; allerdings geht ihm Hesse hierin noch nicht weit genug:
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aus : Alfred Wolfenstein : Wölfischer Traktat ( 1927 ) |
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> " Hermann Hesse selbst rechnet mit sich und der Zeit in einem romanartig eingekleideten, doch durchsichtig als Autobiographie seiner gegenwärtigen Seelen- und Lebenssituation gestalteten Buche " Der Steppenwolf" . . . ab, in einem unerhört starken, schauerlich-erschütternden, menschlich wahrhaft großen Bekenntnis, das ebenso charakteristisch für die heutige Zeit wie für das Menschsein überhaupt ist. Hier ist der längst notwendige Ausschnitt durch eine entseelte, seelenfeindlichen Epoche, ein Querschnitt, der allen Menschen, die noch ein Herz haben, mitten durch den Lebensnerv gehen muß. Wer die Wahrheit dieses Buches nicht so erlebt, daß sie auf sein Leben zur Wandlung einwirkt, kann gewiß sein, selbst zu den entseelten, mechanistisch-amerikanisierten Menschen zu zählen, nichts Edel-menschliches sein eigen zu nennen. .. Die Grundlinie der Entwicklung Harrys ist mit seltenem dichterischen und geistigen Reichtum so durchgeführt, daß man diesen Roman als das geistige Zentralwerk unserer Zeit ansprechen muß. Wenn es sich auch noch in der Zone der Qual und er Negation bewegt, so strahlt doch schließlich die Sonne des reinen Geistes auf : Auch Hesse hat den Weg zur Lebenserfüllung durch den Geist selbst in dieser Zeit gefunden." |
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aus : Hanns Martin Elster : Bücherschau (1927 ) |
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" In dem erschütternden, Wort für Wort zutreffenden "Traktat vom Steppenwolf" wird die Natur unseres verdammten Herzens so erschöpfend entlarvt, daß nun nichts zu tun übrig bleibt, als die enthüllte Vielspältigkeit unseres Wesens durch einen Entschluß, der freilich einer heroischen Tat gleichbedeutend wäre, zu der alten Einheit wieder zurückzuharmonisieren, in der allein sie verantwortet werden kann. Aber nicht dieser Weg ist hier angegeben : Es geht das Buch Hermann Hesses, trotz einer scheinbaren Linderung, die jedoch unmöglich dauern kann, nihilistisch aus. Eine ferne Hoffnung auf Erlösung wird nicht verschwiegen : Aber selbst wenn das Lachen der Unsterblichen, das als das letzte Ziel dem Dichter noch erstrebbar gilt, in seinem Herzen auch erschölle : das reine Lachen Mozarts wäre es kaum .. Dieser Ausblick trägt mit die Schuld daran, daß wir von Hesses Werk mit einer Empfindung scheiden, die wir nur ungern zulassen. Denn es kann eine solche Selbstentblößung, wie sie hier gewagt wird, nur gerechtfertigt werden, wenn sie Frucht trägt. . . ..Größe der inneren Fruchtbarkeit unserer Seele gegenüber, das ist's, was mangelt. Hätte sie sich erkämpfen lassen, das Buch vom "Steppenwolf" wäre das wichtigste der Epoche geworden. So aber wurde bloß von der Verzweiflung die Frage gestellt, die Antwort aber den Unsterblichen überlassen." . |
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aus : Felix Braun : Hermann Hesses neues Buch ( 1927 ) |
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