BROKALHAUS

Das intermediale Kunst-Projekt

 

Sturzflüge ins Nichts

Eine Anthologie zufälliger Existenzen

von hwmueller

 

Erstauflage Deutschland April 2025

 

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Der Fischer

Über die Wirklichkeit legte er einst ein Netz aus lauter Metaphern.

Es herrschte Stille und Selbstgenügsamkeit am Leib Christi.

Doch im stürmischen Wind der Aufklärung riss es hier und da.

Erst kleine, dann große Fische schwammen dem Licht der Erkenntnis entgegen: der Sonne.

Der Heimat entronnen beten sie nun zu unserem Verstand mit neuen Formeln und Gesetzen.

Doch auch dieser Stein ist eine Metapher, gefroren im Mantel der Wahrheit.

Nur frischer, freier und verzweifelter, wie das kleine Boot im Orkan.


 


***

 


 

Was willst Du?

Du haltloser Stern!

Was sind deine Zeichen?

Was dein dunkles Licht?

Ein auswegloser Pfad

Direkt ins Herz?


***

Ich bin die letzte Nacht erwacht

Von einem lauten Knall!

Ich denke stets, wer es mir gebracht?

Es kam wohl von Ferne aus dem All.

Den ganzen Tag kann ich es lauschen.

Aus Hintergrund will es ewig rauschen.

So fieber ich mich hin zum Abend

Mich ihm lustvoll wieder hinzugeben.

Mich an seiner Süsse satt erlabend

Sprich, meine Träume frei zu leben


 


 

***

 


 

Der Läufer

Er läuft und läuft und läuft

Stetig ohne Gedanken an den Lauf

Denn es ist der Lauf der, der ihn läuft..

 

***

 

Ich stehe auf einen Stand

Punkt!

Komma!

Strich!

Halt!:

Los

Lassung.

 


***

 

 

Funkstille

 

Nimm ab!

Nur zu!

Den Hörer in die Hand.

Ruf an!

Schrei laut!

In meine Muschel.

Leg auf!

Zu mir!

Auf meiner Seel.


 

***

Der Fahrstuhl in den Untergrund.

Fahrstuhl inklusiv nach unten

Tür öffnet

Tür ist ganz geöffnet

Bitte Eintreten

Fahrziel wählen

Tür schließt

Tür ist ganz geschlossen

Fahrstuhl fährt

Fahrstuhl hält

Unteres Stockwerk

Tür öffnet

Tür ist ganz geöffnet

Bitte Aussteigen

Danke, daß Sie mich genutzt haben

Auf Wiedersehen

Und einen Tag


 

* * *


 

Übertreibung, die Würze im Nebel

Das Sonnenschwert den Weg entsperrt.


 

* * *


 

Das Alter ist wie ein Fischfang ohne Netze

Die Wellen werden höher ohne Hilfe

Wie von einer fernen Schnur gezogen

Finde jedes Schiff beglückt den Hafen

Denn es ist ein grosser Kampf gegen die Entropie.


 

* * *


 


 

Herbstleuchten in Berlin

Kein Wind, kein Wort

Die Windmühlen üben Waffenstillstand

Schweigen ist das neue Gold

Und ein Lächeln überzieht den Kredit.


 

* * *

Sprache

verdichtet

öffnet


 

* * *

Ich habe mich gestern

gefragt

und warte noch heute

auf Antwort.

* * *

 

Ich bin

künstlerische Intelligenz!!

Aber natürlich!

* * *


 

Gemeinsam glücklich:

Weißt du, was mich nervt?

Nö!

Ich auch nicht.

* * *


 

Selbsterkenntnis ist

der erste Schritt

zur Besserung…

* * *

Weißt du was mich an dich stört?

Nö!

Ach!

Was denn?

Ich weiss es auch nicht.


 

* * *

Die Eine sprach.

Der Andre schwieg.

Hören taten beide.


 

* * *


 

Ich kenne nur die Hinrichtung.

Beim Henker, was soll das bedeuten?

Das Leben ist nur eine Einbahnstraße.

Dann Bieg doch links ab.


 

* * *


 

Du mußt jetzt nicht mit der Vernunft Gassi gehen.

Wer Druck verspürt kennt den Weg und bleibt im Homeoffice.


 

* * *


 

Ich will so werden, wie ich bin.

Und den Berg vor mir,

Den besteig ich nicht.


 

* * *


 

Vor langer Zeit hatte ich die geniale Idee

Alle Ideen, die ich hatte aufzuschreiben.

Damit ich keine mehr vergesse ..


 

* * *

Alles ist leichter als gedacht..


 

* * *


 

Im Stillen denke ich lauter Gedanken.

Im Lauten stillen sie mich auch.


 

* * *


 

Seit gestern habe ich die Welt nicht mehr zum Feind.

Jetzt sitzt sie hier und jammert mich um meinen Schlaf.


 

* * *


 

Bevor ich es dachte, war es schon vorbei.

Und ich verbrannte mir dabei die Finger.


 

* * *


 

Wenn sich die Gedanken im Kopf so schnell drehen, dass man wir ein Hubschrauber abhebt, dann kann man laut lachen über die Würmchen da unten. Hoch oben, das Geräusch der Propeller ist so laut, dass niemand dich hört, nicht mal du selbst.


 

* * *


 

Ich, denkend, drehe mich, so schnell, es geht, um mich selbst, das ich abhebe.

Dabei umarme ich nur die Welt.


 

* * *


 

“Vorübergehend”, sagte ich und schwieg.


 

* * *


 

Entscheidend ist nicht, was man tut, sondern, was man entscheidet.


 

* * *


 

Ich bin die Palme in der Wüste.

Du bist das Mehr,

oder weniger das Andere von mir.


 

* * *


 

Lieber eine Sonne in der Hand

Als einen Esel auf dem Rücken.


 

* * *


 

Was bist du heute wieder so verkünstelt?


 

* * *


 

Ich hatte immer feste Standpunkte, bis ich merkte, dass ich mit nur einem Bein auf einen knallbunten Ball stand.


 

* * *


 

Eben noch schlief ich

Und träumte

Das ich schlief

Und träumte

Das ich schlief.

Und schlief

Das ich träumte

Ich bin jetzt erwacht.


 

* * *


 

Jeder hat seinen Weg gefunden

Und seinen Platz eingenommen

Jetzt hebt sich der Vorhang

Und entblößt eine leere Bühne:

Das jüngste Gericht für die Ältesten.


 

* * *


 

Irgendwie bin auch ich mir zu weit geworden, dass ich anfangen muss, meine neue Sprache zu lernen: mich selbst umarmen.


 

* * *


 

Ohne Ausweg

Ich bin entweder

dafür, dass ich dagegen bin

oder

Dagegen, dass ich dafür bin


 

* * *


 

Egal wie man die Kugel dreht,

am Ende bleibt sie rund.


 

* * *


 

Du kannst genauso wenig mit einer Kugel würfeln, wie einen Zuckerwürfel lange im Mund behalten.


 

* * *


 

Ich kenne mich aus.

Meinem früheren Leben.


 

* * *


 

Heute bin ich in meinen Kopf eingebrochen.

Hä?

Habe den ganzen Laden leer geräumt

Hähähihi!

Und morgen mache ich Urlaub.

hahaha…


 

* * *


 

Das, was Du im Gepäck suchst und gerade

dringend benötigst, ist:

meistens immer ganz unten.


 

* * *


 

Ich habe keinen Plan, und:

der führt mich ans Ziel!


 

* * *


 

Ach!

Ich bin schon so lange in

Dauergenesung…………

(Der Birnbaum)


 

* * *


 

Gestern in der Untergrundbahn, eine junge schlanke Frau, im schwarzen fein bestickten Negligee, einem ebenso nächtlichem Unterrock und getragen von Nikes beflügelten huarache, führte sie die Flasche Schwarzbier gleich einer Hostie an ihren Halloween gegrüssten Lippenstift, umrahmt von gruftig dunkler Mähne.

Sie trank ohne Hast und schwieg, diese schwarze Kathedrale, denn sie trug ihre Hoffnung auf ein besseres Leben zu Grabe.


 

* * *

Gestern stand ich vor dem Tor

bis das ich merkte, dass ich fror.

Sah zudem, es war nicht meins

Ach, wie schön, es war wohl deins.


 

* * *


 

Manche pflanzen sich fort,

Andere bleiben hier.

Doch solange die Erde sich dreht,

Sind doch alle sehr bewegt….


 

* * *


 

Plötzlich!

Glücklich!


 

* * *

Hört! Hört!

Ich habe nichts:

zu sagen,..


 

* * *


 

Die Stimmung ist gekippt

Und liegt jetzt am Boden

Und keiner wischt sie auf. ..


* * *


 

Ein Hai Kuh

Am Morgen auf der Wiese.

Guten morgen Sonnenschein!

Was für eine Nacht?!


 

* * *

Zwei Hai Kühe

Die Wiese, satt und grün.

Ein Mahl und viele Mähler

Guten Appetit, mein Freund.


 

* * *


 

Egal welches Buch ich aufschlage

Es kommen immer die gleichen

Buchstaben, Wörter, Sätze und Bedeutungen

Mir entgegen, die sagen: Ich bin…


 

* * *


 

Es gibt so endlich viele tolle Künstler

Okay,

Es gibt Tage, da bin ich nur schlecht drauf.


 

* * *


 

Ob ich an Gott glaube, spielt überhaupt keine Rolle…

Entscheidend ist viel viel mehr,

ob er an mich glaubt…

(Friedrich 9 Jahre)